Politischer Duden
Unter diesem Titel bringt die Frankfurter Rundschau meinen Leserbrief:
(Ich hatte nicht üblich geschrieben, sondern kurrent. Auch das Wort Lemmata mußte weggekürzt werden. Wenn der Brief an eine als weniger intellektuell hochstehend geltende Zeitung gegangen wäre, hätte ich selbst nach anderen Begriffen gesucht.)
»Angesichts der Lektüre des Kriegsdudens« verliere die Kritik an der Rechtschreibreform »wegen inhaltlicher Irrelevanz stark an Fahrt«, schließt Judith von Sternburg ihren Bericht über die Nazifizierung und Entnazifizierung des Dudens. Dieses Urteil beruht auf einer Überschätzung dieses Wörterbuchs, die in Deutschland Tradition hat. Tatsächlich aber hatte die politisch motivierte Auswahl [und Erläuterung der Lemmata] in den Duden-Ausgaben von 1934 und 1941 keine nennenswerten Auswirkungen auf den Sprach- und Schreibgebrauch. Die neuen Wörter und Wertungen waren ja längst üblich und blieben es teils noch nach Kriegsende. Deshalb haben Abkürzungen wie HJ und SS auch weiter Platz in jedem Wörterbuch, das Sprache so darstellt, wie sie ist und nicht, wie sie politisch erwünscht ist. Der Duden zählt nicht zu ihnen. 1947 wurde der Eintrag »Hitler« gestrichen, und es ist seither dabei geblieben – ein klassischer Fall von hilflosem Antifaschismus. Im neuesten Duden fehlen darüber hinaus Wörter wie »Handvoll«, deren Existenz nach Jahrhunderten auf einmal fraglich geworden ist – auf politische Weisung hin. Die Kritik an solchen Manipulationen ist weiterhin sehr nötig.
(Ich hatte nicht üblich geschrieben, sondern kurrent. Auch das Wort Lemmata mußte weggekürzt werden. Wenn der Brief an eine als weniger intellektuell hochstehend geltende Zeitung gegangen wäre, hätte ich selbst nach anderen Begriffen gesucht.)
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